Der Handel ist soziales Herzstück und lebendiger Treffpunkt urbaner Räume – das verbindet ihn mit dem Gastgewerbe. Beide stehen aktuell angesichts eines erheblichen Fachkräftemangels und anhaltender Nachwirkungen der Pandemie vor zahlreichen und großen Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund trafen Vertreterinnen und Vertreter der zwei Branchen Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Garten des Hotels Oranien in Wiesbaden für einen offenen Austausch zu Themen, die Handel und Gastgewerbe in Hessen derzeit bewegen.
Das zentrale Anliegen des Treffens im Rahmen des neuen Formats „Mittendrin“ mit rund 80 Gastgeberinnen und Gastgebern des DEHOGA, Händlerinnen und Händlern des Handelsverbands Hessen und der
Bundesregierung war eine zukunftsorientierte Ausrichtung des hessischen Handels und Gastgewerbes mit entsprechenden Rahmenbedingungen, die Stabilität und Planungssicherheit bringen. Der Schwerpunkt dabei? Die Entwicklung einer vitalen Innenstadt, die Zukunft der
Berufsausbildung und eine Perspektive für das Unternehmertum.
Wegbereiter des Fortschritts, größte Arbeitgebergruppe und Wirtschaftsmotor – der Mittelstand ist
charakteristisch für die Struktur der deutschen Ökonomie und die Unternehmerschaft traditionell
von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Für Tatjana Steinbrenner, Vizepräsidentin Handelsverband
Hessen, ist die Unterstützung eines lebensfähigen Mittelstands und die Wertschätzung des Unternehmertums daher grundlegend.
Nicht zu unterschätzen sei dabei auch die große wirtschaftliche Wichtigkeit des hessischen Handels und die Kraft der „Menschen, die mit Leib und Seele Unternehmer sind und die unser Land nach vorne bringen.“
Mangelnde Wertschätzung für seine Branche beklagte auch Gerald Kink, Hausherr dieses Events und Präsident des DEHOGA Hessen. Die Menschen, die Bereitschaft zur Dienstleistung zeigten, tagtäglich die Servicequalität hoch- und die Öffnungszeiten machbar hielten, verdienten Respekt und vor allem eine Perspektive. Konkret sei die Entfristung der sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen ein essentieller Schritt in Richtung Planungssicherheit. Jedes Gasthaus, das schließe, bedeute auch den Verlust eines „Stücks Heimat und Kultur“. Gastronomie und Hotellerie tragen als sozialer Anker der Gesellschaft zur Stadtentwicklung, der Lebendigkeit einer Innenstadt oder ländlichen Gebiets bei und bedeuten Vielfalt und Regionalität. Damit sind sie eng mit dem Handel verbunden.
So waren auch verbesserte Rahmenbedingungen für den innerstädtischen Handel Thema des
Austauschs. Mobilität sichern, Innenstädte erreichbar machen und flächendeckend vernetzen sind
die Voraussetzungen, wenn es darum geht, dem Handel in der Innenstadt eine Zukunft zu geben. Notwendig ist jedoch auch eine zielgerichtete Einzelhandelsansiedlungspolitik in der Stadt, die der Ausbreitung von Handelsflächen außerhalb der Stadt entgegenwirkt. Bundesinnenministerin
Nach Faeser versprach eine gezielte Förderung des Einzelhandels und der Innenstädte.
Das größte Anliegen der beiden Branchen? Die Akquise von qualifizierten Fachkräften. Hier müsse
alles daran gesetzt werden, betonte Bundeskanzler Olaf Scholz, alle bürokratischen Hürden abzubauen und Fachkräfte auch aus anderen Ländern zu werben – man dürfe sich auf der
Verabschiedung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes nicht ausruhen. Neben Arbeitskraft aus
dem Ausland lohne es auch, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Fachkräften zu qualifizieren und junge Menschen für eine Berufsausbildung zu begeistern sowie Perspektiven im Gastgewerbe, Einzelhandel und Handwerk aufzuzeigen.
Nancy Faeser sieht hier vor allem die bedarfsgerechte Berufsorientierung im Schulsystem, die flächendeckende Erreichbarkeit von Berufsschulen und die Förderung der Berufsausbildung als wichtige Faktoren.
Die Früchte des gemeinsamen Austauschs der Gastgeberinnen und Gastgeber und Händlerinnen und Händler mit der Bundesregierung lassen hoffen: Es gab eine Zusage zur Fortschreibung und Erweiterung von Fördermaßnahmen, Verschnellerung sowie Erleichterung von Prozessen und die Reduzierung von Dokumentationspflichten – kurz: das Versprechen, „Bürokratie in der Realität abzubauen“. Das Ziel? Die Zukunftssicherung zweier so wichtiger und gesellschaftsprägender Branchen.